* 18. September 1941
von Michael Hillenstedt
Essay
Seinem Lebensalter nach gehört Hallgrímsson zur mittleren Generation isländischer Komponisten, doch gilt er als Spätstarter: Die Mehrzahl seiner gültigen Werke ist seit den 80er-Jahren entstanden. Im Ringen um differenzierten künstlerischen Ausdruck hat Hallgrímsson immer wieder ältere Werke überarbeitet und viele Stücke seiner ersten Schaffensphase später zurückgezogen, so daß er vor Poemi für Violine und Streichorchester Nr. 7 (1984) nur noch sieben Kammermusikwerke gelten läßt.
Solitaire für Violoncello solo Nr. 1 (1969) – es wurde zweimal überarbeitet (1979; 1991) – war ursprünglich ein aleatorisches Werk, bei dem sich der Interpret aus unverbundenen Versatzstücken seine eigene Aufführungsversion zusammenstellen konnte. Die zweite Fassung hat die Gestalt einer sechssätzigen Suite erhalten und ist frei von aleatorischen Elementen. Die dritte Fassung wurde schließlich um einen Satz gekürzt.
Ein weiteres gültiges Werk seiner ersten Schaffensphase (bis 1982) ist das einsätzige Verse 1 (Sea Nocturne) für Flöte und Violoncello Nr. 4 (1975), ein lyrisches und virtuoses Stück, das Hallgrímsson konzipierte, als er als Cellist an Aufnahmen von Brittens „Tod in Venedig“ mitwirkte. Ein von C ausgehendes chromatisches Anfangsmotiv entwickelt sich in mehreren Abschnitten, dabei einen Ausgleich der Klangfarben von Cello und Flöte suchend, sie verschmelzend, aber auch einander gegenüberstellend. Im siebten ...